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 Der Geschichtenerzähler

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Verdock

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BeitragThema: Der Geschichtenerzähler   Der Geschichtenerzähler I_icon_minitimeMo Jan 18, 2010 7:11 pm

Auf dem Marktplatz des kleinen Ortes Caldonum herrschte reges Treiben. Auch wenn die Bevölkerung zum Großteil aus Römern oder Briten mit römischer Lebensweise bestanden, waren doch auch viele Einheimische hier unterwegs, die von den Besatzern einkauften. Etwas Abseits des Treibens, unweit des beruhigenden Plätschern eines Brunnens, hatte sich ein alter Mann niedergelassen. Seine Anwesenheit verursachte mehr Aufmerksamkeit als die Marktschreier und Schausteller. "Ein Druide! Seht, ein Druide ist nach Caldonum gekommen. Er wird eine Geschichte erzählen."
Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und schon nach kurzer Zeit versammelte sich eine ganze Schar Kinder um den alten Mann. Die älteren unter ihnen hatten oft noch kleinere Geschwister dabei. Es waren meist britonische Kinder, deren Eltern die Möglichkeit nutzten, in aller Ruhe einkaufen zu können. Römische Kinder waren nur wenige auf dem kleinen Platz. Man erkannte sie jedoch schnell, weil sie die lautesten waren und dem Erzähler, der mit einem Handzeichen um Ruhe bat wenig Beachtung schenkten.
Nichtsdestotrotz begann der alte Mann zu sprechen, mit einer kräftigen, klangvollen Stimme.

Vor langer Zeit gab es einmal einen König an einem Königshof. An diesem Königshof diente ein junger Mann mit Namen Erdrix als Soldat. Eines Tages trat der Druide des Königs, Lealdin, an ihn heran. "Ich habe viel von Deinem Mut und Deiner Tapferkeit gehört. Ich möchte, dass Du fortan eine ganz besondere Aufgabe erfüllst, die ich nur wenigen Auserwählten anvertraue." Voller Stolz nickte Eldrix. Er würde einer Elitetruppe angehören, von Lealdin persönlich ausgesucht. Das war eine ungeheure Ehre.
"Ich möchte, dass du bei deinem Leben schwörst, die dir gestellte Aufgabe immer mit all deinem Eifer und voll Verantwortung auszuführen, nicht zu weichen, nicht zu zweifeln." "Ich schwöre!" Der Bund war besiegelt.

Voller Freude trat Erdrix am nächsten Morgen an den Hof des Königs, wo er bereits von einem Diener erwartet wurde. Dieser führte ihn in den Garten. "Siehst du die Steinfigur, dort vorn auf der Säule?" Eldrix nickte. Es war das steinerne Abbild eines kauernden Mannes, der die Hände vor das Gesicht hielt, wie in großer Trauer. Das Kunstwerk war, soweit Eldrix beurteilen konnte, gut ausgeführt, das Motiv jedoch weder besonders kunstvoll noch beeindruckend. "Du gehörst fortan zur persönlichen Wachtruppe des Druiden Lealdin. Deine Aufgabe ist es, diese Statue Tag und Nacht zu bewachen, und sie nicht auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen." Erdrix wollte dem Diener wütend befehlen, keine solchen Scherze mit ihm zu treiben. Doch dieser zuckte mit keiner Miene und zeigte statt dessen auf zwei andere Wachleute, welche die Statue nicht aus den Augen ließen. "Geh zu ihnen. Du wirst nun einer der beiden ablösen."


Inzwischen war es um den Geschichtenerzähler herum still geworden. Die Kinder hingen ihm an den Lippen, und auch die römischen Rabauken lauschten gebannt seinen Worten. Als er den verdutzten und enttäuschten Blick des Soldaten beschrieb, fing die Gruppe um ihn herum an zu lachen, so gekonnt machte er den armen Soldaten nach. Als er fortfuhr, den Wachdienst zu schildern, war es sofort wieder leise.

Inzwischen hatte Erdrix schon eine Woche Dienst im Garten des Königs. Er fragte sich, wie er zu dieser Bestrafung gekommen war, was er falsch gemacht hatte. Doch ihm fiel einfach nichts ein. Er hatte alle Aufgaben zu voller Zufriedenheit erfüllt, hatte niemanden verärgert, niemanden beleidigt oder unrühmlich in einer Disziplin geschlagen. Er war immer gerecht zu anderen gewesen.
Wenn er mit den anderen Wachen sprach - sie standen immer zu zweit im Garten - entdeckte er auch, dass diese den Wachdienst durchaus als Ehre ansahen, auch wenn die Aufgabe ungewöhnlich war. "Mach dir doch nicht solche Gedanken. Natürlich finde ich es auch seltsam, eine Statue zu bewachen. Aber wenn der Druide diese Aufgabe für wichtig hält ist sie es auch. Mische dich nicht in die Angelegenheiten der Weisen und Alten ein, das nimmt kein gutes Ende." Missmutig starrte Erdrix die Statue an. Sie kam ihm mit jeder Stunde unwichtiger vor, ein Mann, in einen Umhang gehüllt, der auf einem Steinsockel kauerte. Niemand hatte jemals versucht, die Figur zu stehlen. Niemand interessierte sich für dieses hässliche Ding. Allmählich kam es dem jungen Mann in den Sinn, dass dies wohl eine Prüfung sein mochte. Er wollte jedenfalls nicht den Rest seines Lebens in diesem Garten verbringen, während seine Kameraden draußen glorreiche Schlachten schlugen und als Helden nach Hause zurück kehrten. Wenn es eine Prüfung war zu zeigen, ob er auch zu eigenen Entscheidungen und eigenen Handlungen fähig war, würde er sie bald bestehen. Er beschloss, in der nächsten Nacht einen Versuch zu wagen.


Zuletzt von Verdock am Mo Jan 18, 2010 7:31 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Der Geschichtenerzähler   Der Geschichtenerzähler I_icon_minitimeMo Jan 18, 2010 8:58 pm

Mit einigen gut platzierten Gesten und seiner treffenden Mimik beschrieb der alte Mann lebendig, wie Erdrix den Met seines Kameraden vergiftete, so dass dieser in der Nacht einschlafen würde. Gespannt warteten die Kinder, was wohl in der Nacht passieren würde.

Erdrix hielt wie jede Nacht die Statue im Auge. Er redete wenig, was seinen Kameraden zu beruhigen schien. Seine Unzufriedenheit über das Wachestehen war bereits allgemein bekannt. Aber es gab nicht viel zu sagen, bald würde dieses unwürdige Herumstehen ein Ende haben. Der Vollmond stand hell am Himmel, als sein Begleiter plötzlich zusammensackte und neben ihm im Gras lag. Sorgfältig packte ihn Erdrix unter den Armen und zog ihn in ein nahes Gebüsch, ohne dabei die Statue aus den Augen zu lassen. Er würde weiterhin seine Pflicht tun, bis es vorbei war. Verborgen von Blicken machte er es sich hier bequem und wartete. Er war sich sicher, dass jemand auftauchen würde, um während der vermeintlichen Abwesenheit der Wachen die Statue wegzubringen. Doch wer auch immer damit beauftragt war, er ließ sich Zeit. Allmählich wurde Erdrix müde. Sitzend und ohne die Möglichkeit eines Gespräches war das Verlangen nach Schlaf viel größer als gewöhnlich.
Erdrix riss die Augen auf. Er war sich sicher, dass er nur für einen winzigen Augenblick eingenickt war. Schnell schaute er nach der Statue. Sie stand noch an ihrem Platz. Er hatte Glück gehabt. Dann runzelte er die Stirn, irgend etwas war seltsam. Er betrachtete die Figur genauer. Bildete er es sich nur ein, dass sie den Kopf vorher in eine andere Richtung gehalten hatte? Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Offensichtlich machte ihm die Müdigkeit mehr zu schaffen als er angenommen hatte.
Er konzentrierte sich wieder auf die Steinfigur. Doch irgendwann, er konnte nicht sagen wie viel Zeit vergangen war, merkte er wie ihn die Müdigkeit zu übermannen drohte. Leise stand er auf um sich zu strecken und die Knöchel zu massieren. Halt! War da nicht ein Geräusch? Sein Blick wanderte zum Eingang des Gartens. Nichts. Der Torbogen war hell und offen einsichtig, niemand war zu sehen. Er blickte wieder zurück zu der Statue... und erstarrte.
Die Statue stand nicht mehr auf ihrem Sockel. Doch sie war auch nicht verschwunden. Sie befand sich auf dem Grasboden des Gartens, etwa zwei Schritt vom Sockel entfernt. Eine ihrer Arme hatte eindeutig seine Position geändert. Darunter kam ein Gesicht zum Vorschein, nicht etwa menschlich, sondern eine Fratze mit Reißzähnen. Und die Statue blickte eindeutig in seine Richtung.
Erdrix schluckte. Seine Hände wurden feucht und begannen zu zittern. Er starrte die Statue mit großen Augen an... und blinzelte.
Sie war nähergekommen. Ihr Arm war nun ausgestreckt, und an seinem Ende waren lange Krallen zu sehen. Krallen, die problemlos durch menschliche Haut schneiden konnten. Die Statue stand still. Ein Gebilde aus Stein, dass den Eindruck erweckte, schon immer in dieser Position verharrt zu haben. Doch Erdrix wusste es besser. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Die Statue sah nun nicht mehr aus wie ein zusammengekauerter Mann. Vielmehr wirkte alles wie eine Bestie, bereit zum tödlichen Sprung. Unter der Umhang sahen ledrige, faltige Flügel aus Stein hervor.
Erdrix schluckte. Er war alleine hier. Bis zur Tür des Anwesens war es viel zu weit, und die massive Holztür war des Nachts versperrt. Er ging rückwärts, die Figur nicht aus den Augen lassend, Schritt für Schritt, doch er war noch nicht weit gekommen, als er über einen Ast stolperte. Er fing sich sofort wieder, doch das... Ding war unbarmherzig näher gekommen, steinere Mordlust, steinerner Tod.
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BeitragThema: Re: Der Geschichtenerzähler   Der Geschichtenerzähler I_icon_minitimeMo Jan 18, 2010 9:28 pm

Die Kinder hingen gebannt an den Lippen des alten Mannes und wagten kaum zu atmen. Er lächelte leicht. Seine Zuhörer waren nun ganz in seinem Bann, gefangen in der wahrhaft meisterhaften Kunst des Erzählers. Mit leiser, kaum hörbarer Stimme fuhr er fort.

Lealdin, der Druide! Erdrix atmete erleichtert aus. Er hatte eine eigene Hütte auf dem Anwesen, viel näher als das Königshaus. Der Druide musste wissen, wie man die Statue bannte, er konnte ihn retten. Doch auch wenn es bei Tage nur ein Weg von wenigen Augenblicken gewesen wäre, hier kam es Erdrix wie ans Ende der Welt vor. Er würde den Blick nicht mehr viel länger halten können ohne zu blinzeln. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen - und rannte. Er konnte hören, wie das steinere Ungeheuer hinter ihm unbarmherzig näher kam. Er war sich sicher, dass er im nächsten Moment die tödlichen Klauen im Rücken spüren würde, als er plötzlich das Brechen von Ästen hörte. Dann ein Knacken und Reißen. Das Gebüsch! Erdrix Grauen stieg ins Unendliche, er rannte wie noch nie zuvor in seinem Leben. Doch schon konnte er es wieder hinter sich hören, das Flattern ledriger Schwingen, immer näher und näher.
Vor ihm lag die Hütte und die rettende Tür. Er schrie, und machte sich nicht einmal die Mühe die Tür zu öffnen. Er sprang, Holz zerbrach. Panisch wälzte er sich auf den Rücken. Keine Handbreit vor seinem Gesicht blitzen die Klauen, regungslos, abwartend.
"Warum konntest du nicht einfach vertrauen?" Die Stimme klang anklagend, traurig. "Bitte, helft mir, helft mir." Erdrix brachte nicht mehr als ein Keuchen hervor.
"Du kannst dich jetzt umdrehen, ich bin wach." Zitternd folge er den Worten. Am Ende des Zimmers stand ein einfaches Bett, in dem sich der Druide Lealdin nun aufgesetzt hatte. "Beruhige dich, solange ich über dich wache kann dir nichts passieren. Lass mich dir etwas erzählen." Erdrix konnte nur schwach nicken. Aber Lealdin hatte offenbar auch keine Antwort erwartet. "Einst, vor langer Zeit, länger als du dir vorstellen kannst, gab es schon Druiden. Die einen von ihnen wandten sich eher den Menschen zu, sie wurden zu Beratern von Königen, weise und gerecht. Das waren die lichten Druiden. Dann gab es noch die dunklen Druiden. Ihre Suche nach Wissen und Macht führte sie weg von den Menschen, hinein in die alten Wälder mit ihren Geheimnissen. Dort lernten sie Dinge, von denen normale Menschen nicht einmal zu träumen wagten.
Einer der mächtigsten unter jenen dunklen Druiden fand sogar das Geheimnis des ewigen Lebens. Doch der Preis, den man für die dunklen Kräfte zahlen muss ist hoch. Der Druide gab seiner Seele ein Gefäß, in dem sie sicher verwahrt war. So alterte er nicht. Allerdings funktionierte das nur, wenn er sich in der Nähe seiner Seele aufhielt. Seine Seele war voll dunkler und böser Gedanken, die in das Gefäß hineinflossen und es formten. Und wie man seine dunklen Gedanken immer kontrollieren und bewachen muss, so musste auch diese Hülle fortan immer bewacht werden. Wenn nicht, würden die schlechten Eigenschaften hervorbrechen, und die Kontrolle über das steinere Ebenbild der Seele übernehmen."
Lealdin schüttelte traurig den Kopf. "Du hast geschworen, diese Statue zu bewachen, alles zu tun um auf sie Acht zu geben. Warum nur konntest du nicht vertrauen?"

Mit diesen Worten schloss Lealdin die Augen.
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BeitragThema: Re: Der Geschichtenerzähler   Der Geschichtenerzähler I_icon_minitimeMo Jan 18, 2010 9:41 pm

Die Dämmerung brach inzwischen über den Marktplatz herein. Die Untergehende Sonne tauchte das Wasser des nahen Brunnens in ein blutiges Rot, das die Szenerie passend unterstrich.
Eine gespenstische Stille lag über dem kleinen Platz, als die Kinder betroffen aufstanden. Die meisten liefen eilig los um ihre Eltern zu suchen, während sie voll Angst ins nahende Dunkel spähten. Die etwas älteren, mutigeren unter ihnen gingen langsamer, mit einem wohligen Gefühl des Schauerns im Rücken. Nach kurzer Zeit hatte der Platz sich geleert.
Nur ein Junge war zurück geblieben, eines der römischen Kinder, die am Anfang noch versucht hatten die Geschichte zu stören. "Du bist kein Druide. Und Ungeheuer und Dämonen gibt es auch nicht." "So?" Der Druide sah ihn lächelnd an. "Hast du denn keine Angst alleine hier im Dunkeln?" "Nein. Mein Vater ist ein wichtiger Mann hier, niemand würde sich trauen mir etwas zu tun. Und Geister gibt es nicht, es gibt nur die Dinge, die man auch sehen kann. Das hat mein Vater mir auch erzählt. Er ist ein wichtiger Römer, er weiß das." Inzwischen war der Marktplatz leer, die Dunkelheit brach vollständig herein. Der alte Mann betrachtete nachdenklich den Brunnen. "Du solltest nun aber trotzdem nach Hause gehen. Vielleicht irrt dein Vater sich ja." "Nein, ich bin schon groß. Ich kann machen was ich will. Und darum bleibe ich jetzt hier." Trotzig stampfte der Junge auf den Boden. "Und du bist kein Druide."

Mit einem Seufzer richtete der Druide sich schließlich auf, den Blick weiterhin auf den Brunnen gerichtet, in dem sich der Mond blass spiegelte. Traurig nahm er den Blick von dem zusammengekauerten Wasserspeier und drehte sich um.
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